Die Legende um Störtebeker

Viele Legenden ranken sich um den berüchtigten Seeräuber Klaus Störtebeker. Was wahr oder falsch ist, lässt sich allerdings nicht sicher sagen. Weder Name noch Geburtsort konnten eindeutig nachgewiesen werden. Als Geburtsort kommen Rügen, Verden oder Wismar infrage. Gelebt haben soll er zwischen 1360 und 1401. Sicher ist allerdings, dass er gelebt hat und als ein Hauptmann der Vitalienbrüder als Freibeuter zur See fuhr. Den Beweis dafür liefern englische Klageakten. Zwischen1394 und 1399 wurden mehrere Überfälle auf englische Handelsschiffe verzeichnet. Hauptsächlich Wolle und Bier sollen den englischen und dänischen Schiffen dabei abgenommen worden sein.

Die Anfänge der Vitalienbrüder

1391 besetzte die dänische Königin Margarethe I. Stockholm. Herzog Albrecht II., ein Verwandter des schwedischen Königs, warb in Mecklenburg Partisanen an, um gegen die dänische Krone zu kämpfen. Den Partisanen, zu denen auch Klaus Störtebeker zählte, gelang es die schwedische Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen. In Anlehnung an die französischen Vitalienbrüder, die im Krieg gegen England Frankreichs Armee mit Nahrungsmitteln versorgten, wurden die mecklenburgischen Partisanen ebenfalls als Vitalienbrüder bezeichnet. Um auch nach dem Sieg gegen die Königin den dänischen Handel zu schädigen, beauftragte Herzog Albrecht II die Vitalienbrüder als Kaperfahrer. Mit offiziellen Kaperbriefen ausgestattet überfielen sie dänische Handelsschiffe und verkauften die erbeuteten Waren auf Märkten in Rostock und Wismar.

Gotland und die Likedeeler

Durch das Friedensabkommen von 1395 konnten die Vitalienbrüder nicht mehr im Namen des Herzogs auf Raubzug gehen. Sie bezogen daraufhin ein neues Quartier auf der Insel Gotland. Im Schutze der Stadt Visby machten sie sich als Freibeuter selbständig und kaperten weiterhin Schiffe. Störtebeker war inzwischen als Hauptmann der „Likedeeler“ weithin bekannt und gefürchtet.

Die Seeräuberei fand in Nord- und Ostsee statt. Ziel der Angriffe waren dänische und englische Handelsschiffe, sowie Schiffe der Hanse. Likedeeler, was so viel wie „Gleichteiler“ heißt, war nicht nur der Name des Schiffes, es repräsentierte auch die Einstellung der Freibeuter. Sie verteilten die erbeuteten Waren gerecht untereinander und gaben auch Armen und Bedürftigen etwas davon ab.

Die Hanse versuchten verstärkt den Seehandel vor Piratenangriffen zu schützen und verfolgten Störtebeker, der aber immer wieder entkommen konnte. 1398 wurden die Vitalienbrüder aus Visby und Gotland vertrieben.

Sie fanden eine neue Zuflucht in der friesischen Stadt Marienhafe. Im April 1401 soll Klaus Störtebeker der Sage nach von einem Verbund hamburgischer Schiffe vor Helgoland nach erbittertem Kampf gefangen genommen worden sein. Es wird erzählt, dass er mit seiner Mannschaft auf der bunten Kuh nach Hamburg gebracht und kurz darauf auf dem Grasbrook hingerichtet wurde.

Störtebeker Festspiele in Marienhafe

Marienhafe würdigt den legendären Seeräuber mit den Störtebeker-Freilichtspielen. Die Festspiele finden im Sommer für dreieinhalb Wochen statt. Nach der erfolgreichen Erstaufführung 1996 mit dem Stück „För’t lieke Deel“, was auf Hochdeutsch „Für’s gleiche Teil“ bedeutet, wurde entschieden, dass die Spiele alle 3 Jahre stattfinden sollen. Die Inhalte und Handlungen der aufgeführten Stücke verändern sich mit jeder neuen Spielperiode. Die Freilichtspiele finden stilecht auf dem alten Marktplatz von Marienhafe statt, der für die komplette Dauer mittelalterlich gestaltet wird. Das Besondere an den Freilichtspielen ist, dass die Texte auf Plattdeutsch gesprochen werden.

Wie bei den meisten Legenden machen vielleicht gerade die Unklarheiten den besonderen Reiz aus. Denn auch ohne bestätigte Fakten ist das Interesse an dem Freibeuter, Seefahrer, Pirat, Kapitän und Robin Hood der Meere Klaus Störtebeker ungebrochen. Ihm wird bis heute an unterschiedlichen Orten in Feiern und Denkmälern gedacht und auch die Historiker beschäftigen sich nach wie vor mit seinem Leben und Wirken.